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WIR WERDEN OSCAR
Kommentar von Christian Eder, CHiLLi.cc (03/2009)


In Wien werden die besten Filme des österreichischen Filmnachwuchs gezeigt und ausgezeichnet

Österreich hat eine tolle, boomende Filmlandschaft. Weil gut waren wir eh schon immer. Auch wenn die Leute die „Fälscher“ erst nach dem Oscar-Gewinn sehen wollten. Egal, irgendwer wird sich schon finden, um sich in Amerika für Götz Spielmann’s Nicht-Gewinn zu revanchieren. Die Kandidaten sind jedenfalls zahlreich, talentiert und hungrig. Trotzdem kann nicht jeder gleich mit einer Oscarnominierung in die Branche einsteigen. Mitunter sind die Frack-Träger von morgen ja schon froh, wenn die ersten Werke im Kino, und nicht auf YouTube gezeigt werden – das ist nämlich gar nicht so einfach.

Gespielt wird selten
Fast zwei Monate lang dauerten die Dreharbeiten des zweiten Jahrgangs der Filmakademie Wien für die achtzehn Kurzfilme, die als Regieübung dienen. Mit Vorbereitung, Nachbearbeitung und Produktion der Filme zog sich das Projekt sogar über zwölf Monate. Im Kino sehen kann man die Filme nur wenige Male – dann „verschwinden“ sie für immer auf DVD. Dabei geht es diesen Filmschaffenden noch relativ gut – alle Arbeiten wurden im Rahmen des „Regieübungsfestivals“ im Wiener Burg Kino letzten Donnerstag präsentiert, diskutiert und vielfach gewürdigt. Viele andere Filme die an der Filmakademie entstehen würden überhaupt nie über die Leinwand flimmern, gäbe es nicht das eigens dafür veranstaltete Filmfestival der Filmakademie Wien.

Im Gegensatz zu vielen anderen Filmschulen müssen die Studenten der Filmakademie Wien selbst für die Verwertung ihrer Arbeiten sorgen. Aus diesem Grund entstand bereits 1980 das Filmfestival der Filmakademie, das seither alle zwei Jahre in verschiedenen Wiener Kinos Station macht. Heuer steht das Metrokino vom 2. bis 5. April ganz im Zeichen des heimischen Filmnachwuchs, der sich im Rahmen des Festivals auch der internationalen Konkurrenz aus anderen Filmschulen stellen wird.

Goldene Bobbys
Gekämpft wird um goldene Bobbys und um ein nicht unerhebliches Preisgeld: bis zu 2500 Euro sind drin. In einem internen Wettbewerb werden in acht Kategorien Produktionen der Filmakademie Wien geehrt, in den vier Kategorien des internationalen Wettbewerbs sind dann auch ausländische Produktionen, die im Rahmen einer Ausbildung entstanden sind, zugelassen.

Die Siegerlisten der vergangenen Wettbewerbe beinhalten teils berühmte Namen wie Barbara Albert oder Götz Spielmann, von letzterem wird im Rahmen einer Retrospektive das Werk „Fremdland“ zu sehen sein, mit dabei auch Ulrich Seidl und Kathrin Resetartis. Witzig und mittlerweile Kult ist die „Trashnight“: hier kämpfen die schrägsten, skurrilsten und unsinnigsten Produktionen um den „Trashbobby“ – und 50 Cent für den Kaffeeautomat sowie eine Kiste voll Ramsch.

Low-Buget als Trumpf
Die Finanzierung der kreativen Ergüsse der Filmakademie-Studenten ist oftmals eine der wesentlichsten Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Dabei muss wenig Budget nicht nur Nachteile haben: Wenn kein Geld für teure Explosionen, Special Effects und Massenkarambolagen da ist, muss der Film eben durch eine außergewöhnliche Story, gefühlvolle Bilder und einzigartige Atmosphäre bestechen. Wie unterschiedlich die Studenten an diese Herausforderungen heran gehen kann beim Filmfestival der Filmakademie Wien eingehend betrachtet werden, wer allerdings schon beim Regieübungsfestival mit dabei war, weiß: Der nächste Oscar ist nur eine Frage der Zeit.

Kommentar von Christian Eder, CHiLLi.cc